Stuttgart, 30. November 2010. Die Porsche Automobil Holding SE (Porsche SE), Stuttgart, legt an diesem Dienstag ihrer ordentlichen Hauptversammlung eine Barkapitalerhöhung zur Beschlussfassung vor, mit der das Unternehmen den entscheidenden Schritt zur nachhaltigen Entschuldung vornehmen will. Der Vorstandsvorsitzende der Porsche SE, Prof. Dr. Martin Winterkorn, betonte vor der Hauptversammlung in der Stuttgarter Messe, die Aktionäre der Porsche SE seien maßgeblich an zwei der „stärksten und zukunftsfähigsten Automobilherstellern der Welt“ beteiligt, die dabei seien, ihre Kräfte zu bündeln. An die Adresse der Aktionäre gerichtet, sagte Prof. Dr. Winterkorn: „Wir bitten Sie um Ihre Zustimmung zu der von Vorstand und Aufsichtsrat vorgeschlagenen Kapitalerhöhung. Damit können wir gemeinsam die Grundlage für eine viel versprechende Zukunft legen.“
Hans Dieter Pötsch, Finanzvorstand der Porsche SE, nannte die Kapitalerhöhung eine wichtige Voraussetzung für die angestrebte Verschmelzung von Porsche SE und Volkswagen AG. „Mit der Kapitalerhöhung wird eine weitgehende Entschuldung der Porsche SE erreicht, die im Interesse aller Aktionäre ist“, sagte Pötsch. Die Ausgestaltung der Kapitalerhöhung trage ebenfalls den Interessen aller Aktionäre Rechnung, da die Bezugsrechtsemission die Aufrechterhaltung von Vermögensposition und Kapitalanteil ermögliche. Der identische Bezugspreis stelle Stämme und Vorzüge gleich. Pötsch wertete es als wichtiges Signal, dass die Familien Porsche und Piëch die Kapitalerhöhung mittragen.
Der Beschlussvorschlag sieht einen angestrebten Bruttoemissionserlös in Höhe von insgesamt
fünf Milliarden Euro vor, der durch die Ausgabe von bis zu 1,25 Milliarden Aktien je Gattung erzielt werden soll. Er folge dem Grundgedanken, bei der Ausgabe neuer Aktien ausreichende Flexibilität und Sicherheit zu gewährleisten, sagte Pötsch. Dabei handele es sich um eine so genannte „bis zu“ Kapitalerhöhung. Das bedeutet, dass die genaue Anzahl der neu auszugebenden Aktien vom Bezugspreis abhängt. Der Bezugspreis, der für Stamm- und Vorzugsaktien identisch sein soll, wird vom Vorstand mit Zustimmung des Aufsichtsrats unter Berücksichtigung der gegebenen Marktsituation und mit einem angemessenen Platzierungsabschlag unmittelbar vor Durchführung der Kapitalerhöhung bestmöglich festgesetzt. Der Zeitplan sieht vor, dass die Kapitalerhöhung bis zum 30. Mai 2011 durchgeführt werden soll.
Zum Bezug wird die gleiche Anzahl von Stamm- und Vorzugsaktien angeboten. Die Aktionäre beider Gattungen erhalten die Möglichkeit, über ihr Bezugsrecht neue Aktien zu beziehen. Der Beschlussvorschlag sieht vor, dass das Bezugsrecht der Aktionäre jeweils auf neue Aktien der bereits gehaltenen Gattung beschränkt ist, das heißt, Vorzugsaktionäre können ausschließlich Vorzugsaktien und Stammaktionäre können ausschließlich Stammaktien beziehen.
Zusätzlich zu der vorgeschlagenen Kapitalerhöhung soll der Vorstand ermächtigt werden, Wandelanleihen, Genussrechte oder Gewinnschuldverschreibungen oder eine Kombination dieser Instrumente (Schuldverschreibungen) auszugeben. Um die Bedienung dieser Schuldverschreibungen zu ermöglichen, sollen ein genehmigtes und ein bedingtes Kapital beschlossen werden. Bedeutung kann diesen Kapitalmaßnahmen insbesondere zukommen, sollte die Kapitalerhöhung nicht oder nicht vollständig durchgeführt werden. Aus diesen weiteren möglichen Kapitalmaßnahmen sollen – unter Anrechnung von etwaigen Emissionserlösen aus der Kapitalerhöhung – insgesamt nicht mehr als fünf Milliarden Euro erzielt werden. Jedoch stellte Pötsch noch einmal klar, dass es dem Vorstand der Porsche SE ohne Wenn und Aber um die Durchführung der von der Hauptversammlung zu beschließenden Kapitalerhöhung gehe.
Prof. Dr. Winterkorn hob hervor, dass es 2010 gelungen sei, die Porsche SE trotz insgesamt schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen in ruhiges Fahrwasser zu steuern: „Das Unternehmen steht heute gestärkt da“, so der Vorstandsvorsitzende. Motor für diesen positiven Trend sei die „hervorragende Entwicklung der beiden Beteiligungen“. Der Umsatz von Porsche stieg im vergangenen Geschäftsjahr 2009/10 (31. Juli) um fast 18 Prozent auf rund 7,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis konnte deutlich auf rund 1,2 Milliarden Euro gesteigert werden, so dass die Porsche AG einer der profitabelsten Automobilhersteller bleibe. Der Umsatz des Volkswagen Konzerns lag in den ersten drei Quartalen 2010 bei 92,5 Milliarden Euro und damit fast 20 Prozent über Vorjahr. Das operative Ergebnis wurde mit über
4,8 Milliarden Euro mehr als verdreifacht. Das zeige, wie überlegen die Mehrmarkenstrategie des Volkswagen Konzerns sei.
Prof. Dr. Winterkorn betonte, dass Volkswagen und Porsche genau zum richtigen Zeitpunkt enger zusammenrückten. Als Begründung führte er die tief greifenden Einschnitte an, vor denen die Automobilindustrie stehe. Diese erforderten Milliardeninvestitionen in alle relevanten Antriebsarten.
Prof. Dr. Winterkorn: „Die Konkurrenz wird immer härter und der Kostendruck immer größer.“ Es sei gut, dass der integrierte Automobilkonzern jetzt klare Konturen annehme: „Mit seiner geballten Sportwagenkompetenz wird Porsche im Konzernverbund eine zentrale Rolle spielen“, zeigte sich der Vorstandsvorsitzende der Porsche SE überzeugt.