Stuttgart, 19. Oktober 2010. Prof. Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der Porsche Automobil Holding SE (Porsche SE), sieht die Holdinggesellschaft von Porsche und Volkswagen auf gutem Kurs. Große Etappen auf dem Weg zur angestrebten Verschmelzung der Porsche SE auf die Volkswagen AG seien im Geschäftsjahr 2009/10 bereits gemeistert worden, sagte Winterkorn anlässlich der Präsentation des Konzernabschlusses der Porsche SE in Stuttgart. Allerdings müssten noch wichtige Aufgaben - allen voran die geplante Kapitalerhöhung bei der Porsche SE - erfolgreich ins Ziel gebracht werden, so der Vorstandsvorsitzende.
Angesichts der technologischen Herausforderungen und des sich verschärfenden Wettbewerbs rückten die Porsche AG und der Volkswagen Konzern genau zum richtigen Zeitpunkt enger zusammen: „Mit seiner hohen Sportwagenkompetenz wird Porsche im Konzernverbund eine wichtige Rolle spielen. Porsche wird sich selbst und seinen Markenwerten treu bleiben“, betonte Winterkorn. Der Verbund mit dem Volkswagen Konzern und dessen Entwicklungs- und Fertigungsressourcen sei der Garant dafür. Gemeinsame Projektteams hätten zahlreiche Kooperationsprojekte von der Entwicklung über die Produktion und die Beschaffung bis hin zum Vertrieb auf den Weg gebracht und seien auf einem sehr guten Weg, die angestrebten Synergien zu realisieren. „Porsche und die Marken des Volkswagen Konzerns schließen sich zusammen, um gemeinsam die Nummer 1 zu werden“, sagte Winterkorn.
Die beiden Beteiligungen der Porsche SE, die Volkswagen AG und die Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG
(Porsche AG), konnten im Geschäftsjahr 2009/10 (31. Juli) eine sehr gute operative Entwicklung verzeichnen. „Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück“, sagte Matthias Müller, der neue Vorstandsvorsitzende der Porsche AG. Mit einem weltweiten Absatz von insgesamt 81.850 Fahrzeugen wurde der Vorjahreswert um 8,8 Prozent übertroffen. Der Umsatz, der um 17,9 Prozent stieg, erreichte mit 7,792 Milliarden Euro den höchsten in der Unternehmensgeschichte. Das operative Porsche-Ergebnis betrug 1,185 Milliarden Euro.
Im laufenden Rumpfgeschäftsjahr, das am 31. Dezember 2010 endet, werde die positive Tendenz anhalten, so Müller: „Bisher liegen wir bei Absatz und Umsatz über den Vergleichsmonaten des Vorjahres. Das zeigt einmal mehr: Porsche fährt wieder auf Wachstumskurs.“ Müller kündigte eine große, nachhaltig wirkende Produktoffensive an, von neuen Modellgenerationen über zusätzliche Baureihen bis hin zu markenübergreifenden Baukästen und Plattformen. Gegenwärtig werde beispielsweise geprüft, ob Porsche neben dem erfolgreichen sportlichen Geländewagen Cayenne möglicherweise einen kompakten SUV als weitere Modellreihe bauen werde. Eine abschließende Entscheidung sei dazu aber noch nicht gefallen. Ziel bleibe dabei immer eine zweistellige operative Umsatzrendite. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte der Porsche AG Konzern eine Umsatzrendite vor Steuern von 16 Prozent erwirtschaftet. Porsche ist damit der profitabelste Automobilhersteller der Welt.
Der Volkswagen Konzern erwirtschaftete im Zeitraum vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2009 bei Umsatzerlösen von 53,985 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis von 616 Millionen Euro. Vom 1. Januar bis zum 30. Juni 2010 betrugen die Umsatzerlöse 61,809 Milliarden Euro und das operative Ergebnis 2,841 Milliarden Euro.
Die Porsche SE erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/10 (31. Juli) ein Konzernergebnis nach Steuern von minus 454 Millionen Euro. Das Ergebnis fiel damit besser aus als noch bei der Veröffentlichung des Halbjahresfinanzberichts erwartet. Das Ergebnis des abgelaufenen Geschäftsjahres bestimmten im Wesentlichen die Effekte aus der im Dezember 2009 vorgenommenen Entkonsolidierung des Volkswagen Konzerns und des Porsche Zwischenholding GmbH Konzerns, zu dem die operativ tätige
Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG gehört, der Einbeziehung der beiden Beteiligungen an der Volkswagen AG und der Porsche Zwischenholding GmbH nach der Equity-Methode sowie der Verwässerungseffekt aus der Nichtteilnahme der Porsche SE an der Kapitalerhöhung von Volkswagen im März 2010.
Für das laufende Rumpfgeschäftsjahr bis zum 31. Dezember 2010 erwartet Hans Dieter Pötsch, Finanzvorstand der Porsche SE, ein zumindest ausgeglichenes Konzernergebnis. Im Geschäftsjahr 2011 rechnet Pötsch mit einem positiven Konzernergebnis. Dabei wirkt sich vor allem die positive Entwicklung der – der Porsche SE zuzurechnenden – at Equity-Ergebnisse ihrer Beteiligungen durch die sich erholenden Automobilmärkte aus. Die Ergebnisse werden jedoch weiterhin von den Effekten aus der Fortführung der Kaufpreisallokationen für die Porsche Zwischenholding GmbH und die Volkswagen AG, die im Dezember 2009 begonnen wurden, belastet. Allerdings werden diese Belastungen künftig abnehmen. Darüber hinaus werden bis zur Rückführung des bestehenden Konsortialkredits Zinszahlungen das Konzernergebnis negativ beeinflussen.
Bei der Entschuldung habe die Porsche SE einen großen Schritt nach vorne gemacht habe, sagte Pötsch. So verbesserte sich die Netto-Liquidität von minus 11,4 Milliarden Euro (31. Juli 2009) auf minus 6,0 Milliarden Euro am 31. Juli 2010.
Die weitere Entschuldung der Porsche SE soll durch eine Kapitalerhöhung erfolgen, die Vorstand und Aufsichtsrat der ordentlichen Hauptversammlung der Gesellschaft am 30. November 2010 vorschlagen werden. Angestrebt wird dabei die Erhöhung des Grundkapitals gegen Bareinlagen im Wege einer direkten Kapitalerhöhung, sagte Pötsch. Der angestrebte Emissionserlös beträgt fünf Milliarden Euro. Es soll die gleiche Anzahl Stamm- und Vorzugsaktien zum Bezug angeboten werden, wobei ein so genannter „gekreuzter Bezugsrechtsausschluss“ vorgesehen ist. Dabei wird das Bezugsrecht der Aktionäre der einen Gattung auf die Aktien der anderen Gattung ausgeschlossen. Der Bezugspreis, der noch festzusetzen ist, wird für Stamm- und Vorzugsaktien identisch sein.
Die geplante Kapitalerhöhung ist eine weitere wichtige Voraussetzung zur Schaffung des integrierten Automobilkonzerns von Volkswagen und Porsche. Nach Durchführung der Kapitalerhöhung soll die Porsche SE gemäß der Grundlagenvereinbarung auf die Volkswagen AG verschmolzen werden. Allerdings ist es aus heutiger Sicht nicht auszuschließen, dass der in der Grundlagenvereinbarung für die Verschmelzung vorgesehene Zeitplan nicht eingehalten werden kann. Die gemäß der Grundlagenvereinbarung vorzunehmende rechtliche und steuerliche Prüfung der Transaktion ist noch nicht abgeschlossen.
Dies liegt an externen Faktoren, unter anderem daran, dass die steuerlichen Rahmenbedingungen der Verschmelzung noch nicht feststehen. Außerdem können die Auswirkungen der in den USA gegen die Porsche SE erhobenen Schadenersatzklagen und der von verschiedenen Fondsgesellschaften in Deutschland geltend gemachten Schadenersatzansprüche auf die Verschmelzung beim jetzigen Verfahrensstand noch nicht endgültig bewertet werden. Der Vorstand der Porsche SE hält die US-Klagen für unzulässig und unbegründet und wird ihnen entschieden entgegentreten; zudem hat er den Eintritt in die in Deutschland beantragten Güteverfahren abgelehnt. Der Vorstand der Porsche SE geht derzeit davon aus, dass eine erfolgreiche Klärung der derzeitigen Unsicherheitsfaktoren möglich ist und die Verschmelzung daher gelingen wird, wenn auch möglicherweise nicht in dem ambitionierten Zeitplan der Grundlagenvereinbarung.
Mit dem Erlös aus der geplanten Kapitalerhöhung soll die erste Tranche des Konsortialkredits in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zurückgeführt werden. Ein darüber hinaus gehender Erlös soll zur weiteren Entschuldung verwendet werden.
Zur Sicherung einer größtmöglichen Flexibilität stehen zudem Beschlussfassungen über die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandelschuldverschreibungen sowie über die Schaffung eines bedingten Kapitals und eines neuen genehmigten Kapitals auf der Tagesordnung der ordentlichen Hauptversammlung. Mit diesen Maßnahmen will die Porsche SE ihre Flexibilität erhöhen – insbesondere für den Fall, dass die Direktkapitalerhöhung nicht rechtzeitig oder nicht vollständig durchgeführt werden kann. In diesem Zusammenhang haben sich die Kredit gebenden Banken der Porsche SE bereit erklärt, die am 30. Juni 2011 fällige erste Tranche der Kreditlinie in Höhe von 2,5 Milliarden Euro um bis zu vier Monate zu verlängern. Unabhängig davon, welche Kapitalmaßnahme zur Realisierung kommt, sollen insgesamt nicht mehr als fünf Milliarden Euro erzielt werden.
Die Familien Porsche und Piëch haben sich im Rahmen des Gesamtkonzepts der Grundlagenvereinbarung verpflichtet, unter bestimmten Voraussetzungen dem Beschluss zuzustimmen und die Zeichnung der neuen Stammaktien sicherzustellen. Die Finanzmittel dafür könnten aus dem Erlös kommen, den der Verkauf des operativen Vertriebsgeschäfts der Porsche Salzburg Holding an die Volkswagen AG erbringt. Vorstand und Aufsichtsrat der Porsche SE werden auf der Hauptversammlung auch die Zustimmung der Vorzugsaktionäre zu den Kapitalmaßnahmen einholen.